Der Stellenwert der Pilotprojekte für die Curriculum Guidelines
Die Pilotprojekte erfüllten für die Curriculum Guidelines eine zweifache Funktion:
- Sie dienten erstens als „Übungsfeld“ für die Implementierung der in der Anfangsphase formulierten CHAGAL-Prinzipien.
- Durch Analyse und Evaluierung dieser „Beispiele von good practice“ konnten für die endgültige Konzeptualisierung der CHAGAL Curriculum Guidelines neue Aspekte und Erkenntnisse gewonnen werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Pilotprojekte sich mit den großen CHAGAL-Konzepten auseinandergesetzt und durch besondere Konzentration auf die folgenden Aspekte des Lehrens und Lernens zu ihrer Weiterentwicklung beigetragen haben:
Förderung der Integration der Zielgruppe
Eine beträchtliche Anzahl von Projekten verfolgte das Ziel, die Integration der Studierenden in die Zielgesellschaft zu beschleunigen und zu fördern und damit die Symptome des „Kulturschocks“ zu lindern.
Bewusstsein bilden
Die Bewusstseinsbildung ist als kognitives Konzept ein wesentliches Element eines studierendenzentrierten Ansatzes, das aus der Perspektive der Lehr-Lern-Beziehung verstanden werden kann. Dabei wird offensichtlich, dass es keine direkte oder automatische Beziehung zwischen Lehren und Lernen geben kann. Lernen, das „an der Oberfläche” bleibt (d.h. die reine Reproduktion von Wissen) wird in einem akademischen Umfeld kaum zum Erfolg führen (Dichotomie von „oberflächlichem” und „tiefem” Lernen).
In diesem Zusammenhang ist die Frage, wie die Leistungen der Studierenden angerechnet werden, eine große Herausforderung. Der CHAGAL-Ansatz bevorzugt ein flexibles, „lernerfreundliches” System, das auf die Lernstile und Präferenzen Erwachsener Rücksicht nimmt und auch das Erreichen von Teilergebnissen positiv vermerkt.
Die Bewusstseinsbildung kann auch aus der Perspektive des selbstregulierten (autonomen) Lernens/der Selbstreflexion der Studierenden betrachtet werden. Diese Meta-Wahrnehmung, d.h. die Fähigkeit, über den eigenen Lernprozess und die Entwicklung von in verschiedenen Situationen anwendbaren Fertigkeiten nachzudenken, ist von großer Bedeutung. Bei einer Vielzahl von Projekten war die Verbesserung der study skills im engeren Sinn (z.B. Mitschreiben, Verwendung von Medien und Internet, Präsentationstechniken, das Erhalten und Geben von Feedback) ein wesentliches Anliegen. Im weiteren Sinn ist es auch wichtig, dass Studierende in der Lage sind, über ihre gesamte „LernerInnenbiografie“, einschließlich ihrer kulturellen und bildungsmäßigen Herkunft, ihre individuellen Lernstile und -strategien, ihre Techniken und ihr Weltwissen nachzudenken.
Schließlich berührt die Bewusstseinsbildung auch das Dilemma
von Sprachunterricht im Gegensatz zu Fachunterricht. Hier muss ein Bewusstsein
für die unterschiedlichen Anforderungen entwickelt werden, die mit dem
Erlernen einer Zweitsprache bzw. dem Wissenserwerb in einer naturwissenschaftlichen
Disziplin verbunden sind.
Verschiedene Pilotprojekte zeigten Möglichkeiten auf, wie diese verschiedenen
Lernbereiche sinnvoll kombiniert werden könnten. Gruppenarbeit und Gruppenreferate
fördern besonders das soziale Lernen und die Entwicklung von soft skills/personal
skills. Gleiches gilt für das Zeitmanagement. Die Studierenden lernen,
wie sie zusammenarbeiten und unterschiedliche Meinungen akzeptieren können,
was insbesondere bei multikulturellen Gruppen eine Grundvoraussetzung zu sein
scheint. Daneben kann kooperatives Lernen auch den Lernerfolg anderer Studierender,
die noch nicht das gleiche „Verstehensniveau“ erreicht haben,
verbessern.
Die Verwendung von Fragebögen
Ein wichtiges Anliegen von CHAGAL ist die Feststellung der objektiven und subjektiven Bedürfnisse der Studierenden. Als Instrument für die Informationsabfrage sind Fragebögen sehr nützlich, da sie es den Studierenden ermöglichen,
- ihre Bedürfnisse, Gefühle und Erwartungen auf anonymem Weg zum Ausdruck zu bringen
- über ihren Lernprozess und ihre Leistungen nachzudenken und diese zu evaluieren
- den Lehrenden und KommilitonInnen gelenktes Feedback zu geben.
Gleichzeitig kann das Feedback aus den Fragebögen den Lehrenden eine Basis für die Verbesserung ihrer Unterrichtskonzepte und -methoden liefern.
Prozess- und produktorientierter Ansatz
Wenngleich das Lernen insgesamt am besten als Prozess verstanden wird, verfolgten
einige Projekte bewusst das Ziel, ein „Produkt“ (z.B. eine Broschüre)
als Endergebnis herzustellen. Damit wird das Bedürfnis mancher Lernenden
berücksichtigt, als Nachweis ihres Lernerfolgs ein „greifbares“
Ergebnis in Händen zu halten.
Übersicht über Pilotprojekte (nach Themengruppen)
Projekte für sozial und kulturell orientiertes Lernen
- PP 3: „Lieder zur Einführung in die deutsche Kulturkunde“
- PP 4: „Erlebte Landeskunde – Außenaktivitäten, Studienausflüge und Exkursionen in Wien“
- PP 5: „Interkulturelles Praktikum (und Sprachunterricht)“
- PP 6: „Gute Ratschläge für schlechtes Benehmen“
- PP 7: „Lernerbiografien“
Fachorientierte Projekte
- PP 9: „Mündliche Präsentationen in der Zweitsprache im Fachunterricht“
- PP 10: „Implementierung eines lernendenzentrierten Curriculums in verschiedenen Gegenständen mit Ausnahme von Deutsch als Fremdsprache - Bedürfnisanalyse“
- PP 11: „Integration von Englisch und Mathematik“
- PP 12: „Praktische Übungen in Chemie: die Maßanalyse“
- PP 14: „Elemente des selbstregulierten Lernens“
- PP 15: „Rollenspiele in der Ordination“
- PP 16: „Erarbeitung von Präsentationstechniken in englischer Fachsprache“
Projekte mit Schwerpunkt auf Spracherwerb und study skills
- PP 1: „Reden und Präsentieren“
- PP 2: „Sprachbewusstheitsfördernde Grammatikaufgaben“
- PP 8: „Verbesserung der study skills durch soziales Lernen im Unterricht“
- PP 13: „Evaluierung des VGU durch ehemalige TeilnehmerInnen, die gegenwärtig an einer Grazer Universität studieren“
Die Durchführenden der CHAGAL Pilotprojekte
Studienkolleg der Universität des Saarlandes, Saarbrücken / DE
Kontakt: Roland Forster
roland.forster@t-online.de
2) Spachbewußtheitsfördernde Grammatikaufgaben
VGU - Vorstudienlehrgang der Grazer Universitäten / AT
Kontakt: Manfred Schifko & Wilfried Krenn
wilfried.krenn@kfunigraz.ac.at
schifko@gewi.kfunigraz.ac.at
3) Lieder zur Einführung in die deutsche Kulturkunde
Studienkolleg der Universität des Saarlandes, Saarbrücken / DE
Kontakt: Andrea Schmitt
a.schmitt@stk.uni-sb.de
4) „Erlebte Landeskunde“ – Außenaktivitäten, Studienausflüge und Exkursionen in Wien
VWU - Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten / AT
Kontakt: Martina März & Matthias Bohun
martina.maerz@gmx.net
matthias.bohun@gmx.at
5) Interkulturelles Praktikum (und Sprachunterricht)
VWU - Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten / AT
Kontakt: Monika Fritz (Pilotprojekt in Kooperation mit Hannes Vogler &
Imke Mohr)
fritzmonika@hotmail.com
6) Gute Ratschläge für schlechtes Benehmen
VWU - Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten / AT
Kontakt: Hannes Vogler (Pilotprojekt in Kooperation mit Monika Fritz) hannes.vogler@univie.ac.at
Studienkollegs Aachen/Köln/Köthen/ DE
Kontakt: Resi Beckers & Mahmoud Chemli & Peter Roth & Gisela Haack
ruhbeck@t-online.de miskillil@yahoo.de
Peter_Roth800@hotmail.com
knoth@stk.hs-anhalt.de
8) Verbesserung der study skills durch soziales Lernen im Unterricht
VWU - Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten / AT
Kontakt: Sigrid Stiglitz & Julia Thurnher
stiglitz@aon.at
juliathurnher@surfeu.at
9) Mündliche Präsentationen in der Zweitsprache im Fachunterricht
VASVU - Freie Universität Amsterdam – Vorbereitungsjahr für
Internationale Studierende / NL
Kontakt: Jon Ruijmschoot & Chris van Veen
j.ruijmschoot@let.vu.nl
cm.van.veen@let.vu.nl
VGU - Vorstudienlehrgang der Grazer Universitäten / AT
Kontakt: Eva Gergely & Lieselotte Hölbling & Ursula Schwab-Harich
& Astrid Trathnigg
eva.gergely@aon.at
lieselotte.hoelbling@kfunigraz.ac.at
schwab-harich@tugraz.at
vgu@online.asn-graz.ac.at
11) Integration von Englisch und Mathematik
VASVU - Freie Universität Amsterdam – Vorbereitungsjahr für
Internationale Studierende / NL
Kontakt: Aleid Knoote & Wilfried Meffert & Kees Smit
as.knoote@let.vu.nl
cwm.meffert@let.vu.nl
cp.smit@let.vu.nl
12) Praktische Übungen in Chemie –die Maßanalyse
Studienkolleg bei den Fachhochschulen des Freistaates Bayern in Coburg /
DE
Kontakt: Irene Schönfeldt
schoenfi@fh-coburg.de
VGU - Vorstudienlehrgang der Grazer Universitäten, in Kooperation mit
dem AAI Graz / AT
Kontakt: Henriette Pire & Bernhard Unterweger & Helga Wenzl &
Elga Wolf
h_pire@styria.com
bernhard.unterweger@telering.at
helga.wenzl@chello.at
elga.wolf@utanet.at
14) Elemente des selbstregulierten Lernens
Studienkolleg der Universität Münster / DE
Kontakt: Horst Nellessen
nelless@uni-muenster.de
15) Rollenspiele in der Ordination
Universität Utrecht, James Boswell Institute, Utrecht / NL
Kontakt: Aukje Spoelstra & Barbara van Diest
a.spoelstra@jbi.uu.nl
b.vandiest@jbi.uu.nl
16) Erarbeitung von Präsentationstechniken in englischer Fachsprache
Technische Universität Sofia, Zweigstelle Plovdiv / BG
Kontakt: Penka Taneva – Kafelova
bonafide@plovdiv.techno-link.com